Mittwoch, 12. Juni 2013

Sagada und die Odysee ueber 38h

Von Banaue bis nach Sagada sind es 3h mit dem "Jeepney". Auf der Strecke halten wir 3 mal an bestimmten Aussichtspunkten, an denen uns Einheimische die letzten Pesos aus den Taschen ziehen wollen. In Sagada angekommen miete ich mir ein noch kleineres Zimmer als tags zuvor. Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl und die heilige Schrift, aber mit 2 Fenstern auf nicht einmal 5 Quadratmeter. Ich fuehle mich wie ein Reisender aus dem Mittelalter. Nur die Strohmatratze fehlt.



Zu dritt versuchen wir etwas Lokales zu speisen. Die Kueche auf den Philippinen ist bei Weiten nicht so reichhaltig wie anders wo in Asien. Es gibt kleine Staende, die einzelne Toepfe mit irgendetwas drin verkaufen. Auch mit Nachfragen bekomme ich oft nur unbefriedigende Antworten. Wie zum Beispiel in Sagada an einem Stand, an dem wir fragen was uns angeboten wird. Ohne Reue erzaehlt er "Dog"??? Ich frage noch 2 mal nach und er aendert seine Meinung in "Wild Dog". Hmm gut! Fast taeglich sehe ich zu Haufen Strassenkoeter rumrennen aber noch niemand hat jemals ein Wort ueber wilde Hunde fallen gelassen. Ann und Mike verziehen gewaltig die Muender. Ich haette es probiert. Dazu kam es mangels Vertrauen in die anderen Gerichte nicht.

Sagada ist von Backpackern ueberlaufen. Eine ruhige Umgebung in der es sich leben laesst. Es gibt Waelder, Berge, Fluesse, Hoehlen und Wasserfaelle. Das Klima ist im Vergleich zur Kueste viel angenehmer. Auf dem Tagesprogramm stehen die "Haengenden Saerge" und 2 Hoehlen. Diesmal kommen wir nicht ohne Fuehrer aus. In den Hoehlen ist es stockfinster, in denen unsere kleinen Kopflampen nicht viel ausrichten koennen. Die Jungs vorort begleiten uns mit Benzin gefuellten Gaslampen.



Voll abgefahren diese Bunzenbrenner. Ich will auch solche fuer zu Hause haben. Zuerst gehts zu den "Haengenden Saergen", die Sagada so beruehmt machen. In einer Hoehle stappeln sich Saerge aus den 19 Jahrhundert. Mit Haengen hat das nicht viel zu tun. Es gibt noch 3 weitere Standorte, wo wir die Saerge besichtigen koennen. Vielleicht haengen sie dort. Wir verzichten darauf es herauszufinden.


Die Fuehrer geleiten uns weiter zu naechsten Hoehle, in der sich ein Fluss regelrecht hineingraebt. Das Wasser fliesst statt aus dem Berg in den Berg. Wohin? Weiss wahrscheinlich keiner so richtig. Die Sandstein ist so rau, dass wir nie ins Rutschen kommen. Ein kleine Spielwiese fuer Erwachsene.



Nach der Besichtigung haben wir noch ein paar Stunden bis zum Sonnenuntergang. Wir setzen uns von der Gruppe ab und folgen einem kleinen Trampelpfad querfeldein durch die Reisfelder zu einem kleinen Wasserfall. Absolut herrlich die Gegend.


 




Einige Einheimische schauen etwas verdutzt. Es ist wohl ungewoehnlich Touristen nicht auf den vorgefertigten Wegen zu treffen. Wir muessen durch einen Fluss. Ich bin zu faul meine Schuhe auszusiehen. Den halben Tag spaziere ich wieder mit nassen Fuessen bei 30 Grad Celsius. Wie ich euch schon zuvor berichtet hatte, ist das eine sehr schlechte Vorraussetzung fuer geruchsneutrale Schuhe.

Am Abend treffen sich Mike und Ann mit einem Landsmann, der schon seit 8 Jahren auf den Philippinen lebt. 2 Jahre davon in Sagada. Seine Frau, eine Philippino, moechte uns ihr Heimatdorf zeigen. Keine Touristen. 3h Fahrt nach Norden. Perfekt! Unfreiwillig muss ich die beiden am Morgen allein weiterziehen lassen. Um es milde auszudruecken. Ich war in 1 1/2h 5 mal auf dem Abort. Wo das hinfuehren kann, weiss ich nur zu gut aus Indien. War es doch "Wilder Hund"??? Schweren herzends verabschiede ich mich und mache mich auf den Weg nach Manila. Es gab 3 Moeglichkeiten wieder zurueck zu fahren. Eine Route fuehrt wieder ueber Banaue. Von da mit dem Nachtbus 10-12h. Die andere ueber einen kleinen Ort namens Bontoc und dort koennte ich evt. noch einen Nachtbus 12-13h bekommen. Oder eine 5h Fahrt in die groesste Stadt der Gegend, Baguio. Zur Not koennte ich da uebernachten. Ich entscheide mich fuer die dritte Variante. Mit Kohle im Magen gehts wegen mangels Passagieren 2h verspaetet los.


Es sollte die laengste Odysee werden, die ich jemals gemacht habe. In Baguio komme ich mit 4h Verspaetung an. Wir verlieren nochmals 2h wegen schlechter Strecke und anhaltenden Regen auf der ueberaus wunderschoenen Strecke durch die Berge. In Baguio frage ich mich bis zum Busplatz durch. Am Busbahnhof schauen die Leute mich noch irritiert an, weil ich laufen will. Es ist viel zu weit bis zum Busplatz. Nach ca. 1km bin ich schon in  "Walking Distance". Kurz vorm Ziel komme ich an einem privaten Busplatz vorbei. Von da faehrt ein Bus direkt zum Flughafen. Ich versuche noch schnell ein Flug zu buchen. Leider klappt das wegen schlechter Internetverbindung nicht. Es ist bereits 8 Uhr abends.

Wegen befuerchteten Verdauungsproblemen  hatte ich den ganzen Tag nichts weiter gegessen. Ich kaufte mir puren Reis und eine Flasche Wasser und steige noch ohne Flug in einen Luxusbus zum Flughafen ein. Die "Busstewardess" fragte mich von welchen Terminal mein Flug geht? Ich sage ihr, dass ich noch keinen habe. Vollig verwirrt riet sie mir Terminal 3. Ich hatte 2 Optionen. Nach Cebu zur gleichnamigen Provinzhauptstadt oder Palawan/Puerto Princessa. Die Fluege sind beide guenstig. Ich entschied mich fuer Puerto Princessa, weil dieser 1h eher geht. Leider erst 18.35 Uhr. Mittlerweile ist es 3 Uhr morgens. Nur noch 15h irgendwie rumkriegen. Ein Glueck, dass viele Fastfood-Restaurant 24h geoeffnet haben. Im nationalen "Jolibee" treffe ich nach 2h Aaron.



Ein weiterer Gluecksfall fuer die naechsten Tage. Er hat nur noch 10h zu warten. Wir machen uns gemeinsam auf dem Weg zum Terminal, der nicht groesser als eine Turnhalle ist. Ich bin fix und fertig und ueberlasse Aaron die Gepaeckaufsicht. Wieder im wachen Zustand nach ca. 2h Schlaf begruesst mich Elise.


Wir sind uns kurz in Sagada begegnet. Elise hat den gleichen Flug wie Aaron. Ich stuerze mich erneut fuer 1 1/2h in das Land der Amazonen. Aaron uebernimmt selbstgefaellig die Aufsicht.


Nach weiteren 3h verabschieden sich die beiden. Fruehstueck gibts zur Abwechslung in einem anderen Fastfood-Restaurant nebenan. Gluecklicherweise gibts auf dem Flughafen "FREE WIFI". Das Internet und Anni helfen mir ueber die restlichen 5h hinweg. Mein Flug geht mit 45 min Verspaetung. Macht ja nix. Was sind schon 45min im Gegensatz zu 34h. In Puerto Princessa finde ich nach 4km zu Fuss ein Hostel. Ich klopfe noch bei 2 Daenen, die am naechsten Morgen das gleiche Ziel "El Nido" haben.




PS: Vielen Dank Martin, fuer den Tipp Banaue und Sagada!

Donnerstag, 6. Juni 2013

Banaue

10 Stunden im Bus sind nie komfortabel. Ueber Nacht macht es die Sache nicht besser. Ich beneide alle Mitreisenden um mich herum, die fast die ganze Zeit die Augen zu haben. Abermals sitze ich neben einer Einheimischen.


Sie arbeitet in Manila fuer eine australische Firma. Ihr Englisch ist besser als meins. Perfekt! Ich bekomme alle Informationen die ich brauche. Muede steige ich als erster Europaeer aus dem Fahrzeug. Fuer alle Nichtreisende, die es sich noch ueberlegen aufzubrechen. Vermeidet es! Die Einheimischen stuerzen sich auf einen "..., wie ein besoffener auf einer saueren Hering". Erratet ihr welchen Film ich hier zitiert habe? Zum Glueck kommt mir meine Sitznachbarin, deren Namen ich vergessen habe, zur Hilfe. Sie verschafft mir die noetigen 2 Minuten um der Traube zu entkommen. Ann und Mike brauchten dabei etwas laenger. In Banaue ein schoenes Zimmer zu finden ist nicht schwer. Fast alle Gasthaeuser haben einen wunderschoenen Blick auf die bis zu 2000 Jahre alten Reisterrassen, welche Banaue den Titel Weltkulturerbe eingebracht hat.



Jedoch kassieren die Hotstel- und Hotelbesitzer in fast ganz Banaue fuer Duschen und Strom, womit ich ueberhaupt nicht einverstanden bin. Meine Geduld wird am Ende bestens belohnt. Ich finde Randy's Guesthouse.


Der Besitzer Randy ist schon ueber 20 Jahre im Geschaeft und weiss was die Gaeste wollen. Einfach, aber sauber, ohne Extrakosten uebernachte ich fuer 200 Peso (ca. 4 Euro) die Nacht, wo andere fuer die Haelfte gerade einmal duschen und ein Telefon laden duerfen. Stolz zeigt er mir einen deutschen Reisefuehrer von 1993, in dem sein Haus empfohlen wurde. Nach einer knappen Stunde treffe ich Ann und Mike wieder. Unser Ziel heisst Batad. Ein winziges Dorf irgendwo in den Bergen, abgeschnitten von der fahrbaren Zilivisation. Mike besorgt uns ein "Tricicle", dass uns bis zum Haltepunkt faehrt. Allerdings muessen wir Maenner die letzten 5 km laufen. 4 Passagiere sind bei den Steigungen und Strassenverhaeltnissen zu viel fuer das Motorrad mit selbstgeschweissten Seitenwagen.




Gluecklicherweise kommt ein "Jeepney" vorbei. Mike handelt einen unschlagbaren Preis aus. Fuer 50 Cent duerfen wir auf dem Dach Platz nehmen.


Von nun an geht es nur noch zu Fuss weiter. Nach etwa 45 Minuten erreichen wir das verschlafene Dorf. Es ist schwer fuer mich die Gegend zu beschreiben. Am besten ihr macht euch selbst ein Bild.





Wir verzichten auf einheimische Hilfe. Es folgen noch einmal 1 1/2h Treppen rauf und Treppen runter. Quer durch die scheinbar immergruenen Reisfelder gehts direkt ohne groessere Schwierigkeiten zu einem wunderschoenen Wasserfall. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Besonders fanzinierend fuer mich ist das Bewaesserungssystem der Felder. Das Wasser kommt natuerlich ueberall den Berg herunter. Es fliesst einfach von einer Reisterrasse zur naechsten. Abseits gelegene Felder werden von einem kleinen Sammelbecken gefuellt. Ein einfacher Gartenschlau ueberbrueckt die Strecke zum naechstgelegenen Anbaufeld. Hervorstehende Steine ermoeglichen dem Wanderer oder besser Reisbauer einen leichten Aufstieg zur naechsten Terrasse. So eine ruhige, verschlafene Gegend habe ich selten gesehen. Am liebsten wuerde ich noch die eine oder andere Nacht bleiben. Nach 1h Pause gehts wieder zureuck zum Tricicle.


Mike und ich versuchen die Stufen die wir am Tag gelaufen sind zu ermitteln. Schon allein am Start und Endpunkt sind es 824. Wir einigen uns auf 4000-5000. Ich bin fix und fertig.


 
Am Abend faellt der Strom aus. Im Kerzenlicht bekomme ich in irgendeiner kleinen Garage noch ein Rest zu essen.


Ann und Mike wollen am naechsten Tag schon weiter nach Sagada. Das Problem dabei ist, dass eine Person zur unmenschlichsten Zeit um 6.30 Uhr am Busplatz die Tickets kaufen muss. Mike meldet sich freiwillig. Doch Ann mochte es ausknobeln. Nach schon 3 Runden Stein, Schere, Papier hat Ann schon 2 mal verloren. Bloss gut! Um 8 Uhr treffe ich die beiden am naechsten Morgen am Busplatz.